Konzertkirche

Die Konzertkirche Neubrandenburg, eines der bedeutendsten Werke norddeutscher Backsteingotik hat eine lange und bewegte Geschichte zu erzählen. 700 Jahre ist sie schon alt, wurde zerstört und wieder aufgebaut, der letzte Brand, Ende des II. Weltkrieges, hinterließ nur einige Außenmauern und Teile des Turmes. Heute reckt sich der Bau stolz und kraftvoll in den Himmel und rein äußerlich erinnert nichts mehr an diese schweren Tage.

Es war jedoch ein verworrener Weg, gepflastert mit Bemühungen, Entscheidungen, wieder mit neuen Entscheidungen und Ideen, der schließlich zu etwas ganz Besonderem führte – einem der beeindruckendsten Konzertsäle Deutschlands.

Besuchen Sie die Ausstellung „Wege zur Backsteingotik – In Neubrandenburg zur Wehr und Zier“ im Turm, erleben Sie die Multimediashow zur Stadtgeschichte im Oktogon und genießen Sie den faszinierenden Blick von der seit dem Umbau 2007 zugänglichen Balustrade über die Dächer der Stadt und in die Weite des Tollensesees.

Die Besichtigung ist immer an proben- und veranstaltungsfreien Tagen von 10:00 – 17:00 Uhr möglich. Letzter Einlass ist 16:00 Uhr. Die aktuellen Termine finden Sie hier.

Die Ausstellung im Turm und Balustrade ist für Personen mit Mobilitätseingeschränkungen nicht barrierefrei zugänglich.

 


Die Königin der Instrumente für die Konzertkirche:
Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt und Johannes Klais Orgelbau Bonn

Der Unternehmer und Spender Günther Weber

Günther Weber gründete 1981 im mittelhessischen Breidenbach sein Unternehmen Weber Fleischereitechnik GmbH – heute: Weber Maschinenbau GmbH. Weber Maschinenbau ist Weltmarktführer in der Produktion von Slicern (Hochleistungs-Schneidemaschinen) für die lebensmittelverarbeitenden Industrie und beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter weltweit. Mit der deutschen Wiedervereinigung weitete Günther Weber seine Produktionsstätten in den Nordosten Deutschlands aus. Er baute 1999 ein Werk in Neubrandenburg, sechs Jahre später ein zweites im benachbarten Groß Nemerow. Für Günther Weber haben sich Neubrandenburg und Groß Nemerow inzwischen zu seiner zweiten Heimat entwickelt.

„Es ist mir eine Herzenssache, der Gesellschaft etwas von unserem Erfolg
zurückzugeben“, erklärt Günther Weber. Wie er diesen Grundsatz in die Praxis umsetzt, zeigt er jetzt in Neubrandenburg. Im Sommer 2015 besuchte Günther Weber ein Konzert in der Kirche und entschloss sich anschließend, zwei Millionen Euro für den Bau einer neuen Konzertorgel zu spenden. Die Orgel soll zum 70. Geburtstag des Unternehmers im Juli 2017 eingeweiht werden.

Zwei Werkstätten

Der Auftrag zum Bau der neuen Konzertorgel erging an die beiden Werkstätten Karl Schuke Berliner Orgelbau und Johannes Klais Bonn. Die Entscheidung für eine Zusammenarbeit wurde getroffen, weil beide Werkstätten sich intensiv mit dem Thema Konzertorgel im Konzertsaal beschäftigt haben. Das Ziel ist die Entwicklung eines Instruments für die Konzertkirche in Neubrandenburg, das die umfassenden und sich gegenseitig ergänzenden Erfahrungen beider Werkstätten in sich vereint.

Das Konzept

Statische Vorgaben im Raum forderten und förderten einen kreativen Umgang mit den möglichen Ressourcen. So basiert das Konzept der Orgel im Kern auf zwei ungewöhnlich vollständig ausgestatteten Manualwerken. Dieses Instrument ist dem Orchester in allen Situationen ein gleichwertiger Partner. Dieses Konzept wird ergänzt um eine Palette von zwölf weiteren Klangfarben, die das Klangbild farblich erweitern. Diese Klangfarben stehen in unterschiedlichen Tonhöhen zur Verfügung. Um die musikalischen Möglichkeiten dieser Klangkonzeption zur Gänze ausschöpfen zu können, wurden beide Spieltische mit jeweils vier Manual Klaviaturen ausgestattet. Eine Aufteilung der zusätzlichen Klangfarben, in erster Linie auf diese beiden weiteren Manuale in Anlehnung an tradierte Konzepte, ermöglicht ein gewohnt komfortables Handling. Das Konzept wurde erarbeitet in Zusammenarbeit mit der lettischen Konzertorganistin Iveta Apkalna und dem Berliner Orgelsachverständigen Michael Bernecker.

Die Orgel in Zahlen

 70 Register (einzeln wählbare Klangfarben)

  • Zwei Spieltische mit jeweils vier Manualen (Tastenreihen für die Hände), einer an die Orgel angebaut, der andere fahrbar auf der Orchesterbühne
  • 2.852 Pfeifen, davon 351 aus Holz und 2.501 aus unterschiedlichen Zinn-Legierungen
  • Längste Pfeife: ca. 6 Meter Länge, erzeugt einen Ton mit 16 Schwingungen pro Sekunde; da die untere Hörschwelle bei ungefähr 20 Schwingungen liegt, kann man diese Töne mehr fühlen als hören
  • Kleinste Pfeife: ca. 11 Millimeter Länge, erzeugt einen Ton mit 15.600 Schwingungen pro Sekunde; diese Frequenz liegt dicht an der oberen Hörgrenze
  • Breite der Orgel: 8,00 m
  • Höhe der Orgel: 12,00 m
  • Tiefe hinter den sichtbaren Frontpfeifen (Prospekt): 3,30 m
  • Gewicht: ca. 21 Tonnen
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